Steigende Zinsen – Freund oder Feind der Healthcare-Aktien?

Die offizielle Zinsentscheidung der US-Notenbank fällt zwar erst in zwei Wochen, der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hat sich allerdings bereits für eine Erhöhung des Leitzinses um 0,25 % ausgesprochen. Was steigende Zinsen für Healthcare-Aktien bedeuten, erläutert Alexander Chamier, Senior Portfolio Manager der Apo Asset Management GmbH (apoAsset).

Börsen-Visite

Die Zeichen stehen auf Zinssteigerung. Bei der Betrachtung der Entwicklung von Healthcare-Aktien bieten 2-jährige US-Treasury-Renditen Aufschluss, bildet doch der Treasury-Markt das Herz des globalen Zinsmarktes. Während langfristige Zinsen von mehreren Parametern beeinflusst werden, weisen die kurzfristigen Zinsen einen sehr hohen Zusammenhang zur Geldpolitik auf. Im Vergleich zum US-Leitzins reagieren die 2-jährigen Treasury-Renditen früher als der tatsächliche Leitzins, weil sie auch schon die Ankündigung einer kommenden geldpolitischen Veränderung widerspiegeln.

Reaktion des Aktienmarktes auf Zinserhöhungszyklen

Die vergangenen 50 Jahren weisen sieben Zinserhöhungszyklen der US-Notenbank auf. In diesen Zyklen sind Aktien ebenfalls gestiegen. Vor diesem Hintergrund ist es überraschend, dass am Aktienmarkt regelmäßig vorübergehende Sorgen vor steigenden Zinsen aufkommen – zuletzt zu Beginn dieses Jahres und davor 2018. Der Grund für die historisch positive Aktienmarktentwicklung „trotz“ steigender Zinsen ist indes darauf zurückzuführen, dass Zinserhöhungen in der Regel in Phasen eines konjunkturellen Aufschwungs vorkommen. Dieses Bild bestätigt sich auch bei einer Betrachtung von Healthcare-Aktien in den letzten drei Zinserhöhungszyklen seit Ende der 90er Jahre. (Anm.: Für länger zurückliegende Phasen liegen keine umfassenden Daten für globale Healthcare-Aktien vor). Healthcare-Aktien konnten in diesen Phasen immer an Wert gewinnen.

Unterschiede in den Subsektoren

Allerdings haben Gesundheitsaktien in diesen Phasen jeweils etwas weniger zugelegt als der breite Aktienmarkt. Dies ist auf den defensiven Charakter des Sektor-Schwergewichts von Pharma-Aktien zurückzuführen. Der Pharma-Subindex weist ein geringes Beta zum Gesamtmarkt auf und legte entsprechend im Umfeld steigender Aktienmärkte etwas weniger zu als der Gesamtmarkt. Anders verhielt es sich – zumindest zuletzt – beim Dienstleistungssektor des Gesundheitsmarktes. In den vergangen beiden Zinserhöhungszyklen konnte dieser Subindex sogar mehr zulegen als der breite Aktienmarkt. Den Großteil des Dienstleistungssektors bei Gesundheitsaktien bilden Versicherungen. Finanzwerte im Allgemeinen weisen ein höheres Beta zum Gesamtmarkt auf und entwickeln sich in der Regel stärker bei steigenden Aktienmärkten. Zudem profitieren Versicherungen von steigenden Zinsen. Ihre Verbindlichkeiten werden mit höheren Zinsen abdiskontiert und die Wiederanlage ihres Vermögens findet zu höheren Renditen satt. Weitere Subindizes des Gesundheitsmarktes wie Biotechnologie und Medizintechnik weisen dagegen historisch keinen klaren Zusammenhang zum Zinsmarkt auf.

Differenzierter Blick notwendig

Es kommt also auf das jeweilige Segment im Healthcare-Markt an, um die Frage nach dem Einfluss steigende Zinsen auf Healthcare-Aktien zu beantworten. Während Pharma-Aktien historisch zulegen konnten – auch wenn der Anstieg aufgrund ihres defensiven Charakters etwas weniger stark ausfiel – konnten Dienstleister des Gesundheitsmarktes sogar überproportional profitieren. 

Alexander Chamier, Senior Portfolio Manager, apoAsset Alexander Chamier, CFA, ist Senior Portfolio Manager und Investmentstratege der Apo Asset Management GmbH (apoAsset). Er managt unter anderem den globalen Gesundheits-Mischfonds apo Medical Balance. Der Diplom-Kaufmann und CFA Charterholder ist seit 2015 Fondsmanager bei der apoAsset, frühere Stationen waren die Union Investment Institutional GmbH und die AXA Konzern AG.