Mehr als 80 % der Weltbevölkerung und mehr als die Hälfte der Weltwirtschaftsleistung sind auf die Emerging Markets zurückzuführen. Nur spiegelt sich das in vielen globalen Fonds, Indices und Portfolios nicht wider. Anlegerinnen und Anleger neigen dazu, in die Home-Bias-Falle zu tappen. Sie tendieren dazu, Bekanntes gegenüber Unbekanntem zu bevorzugen und investieren vornehmlich in den Heimatmärkten bzw. den entwickelten Ländern. Ungeachtet der Attraktivität anderer Regionen.
Der Megatrend Healthcare in den Emerging Marktes wird am Kapitalmarkt sehr lückenhaft und für Anlegerinnen und Anleger nur unzureichend abgebildet. Die meisten Emerging-Markets-Indices gewichten andere Sektoren wie Rohstoffe deutlich über. Beispielsweise berücksichtigt der MSCI Emerging Markets Index den Healthcare-Sektor mit weniger als 5 %. Außerdem suggeriert die Allokation nach Ländern fälschlicherweise, dass Emerging Markets fast ausschließlich in Asien zu finden sind: China, Indien, Taiwan und Südkorea machen über 70 % vom Index aus. Zum Wachstum tragen aber auch andere Länder bei. Die stetige Wohlstandsentwicklung und damit einhergehend der verbesserte Zugang zu Gesundheit ist ebenso und besonders in Lateinamerika, Afrika, Osteuropa oder dem Mittleren Osten zu beobachten. Regionen, die in vielen Portfolios zu wenig Beachtung finden.
Das Thema Gesundheit an den Kapitalmärkten hat sich im abgelaufenen Börsenjahr 2022 als vorteilhaft herauskristallisiert und vor allem der Subsektor Pharma hat seinen defensiven Charakter gezeigt. Viele medizinische Produkte oder Dienstleistungen stellen nichtzyklische Konsumgüter dar und werden konjunkturunabhängig nachgefragt: Die Unternehmen erzielen weiterhin stetige Cashflows und solide Wachstumsraten. Der Gesundheitsmarkt ist aber nicht nur Pharma. Die heterogene Subsektor-Struktur ermöglicht Anlegerinnen und Anleger, auch an Bullenmärkten bzw. an einer Markterholung zu partizipieren. Vor allem Healthcare Technology und Medizintechnik bieten die Möglichkeit, ein höheres Chancen-Risiko-Profil zu implementieren. Die aktive Auswahl von Subsektoren und Unternehmen ist wichtiger denn je – ein Vorteil gegenüber passiven Produkten, die Indices nachbilden. Healthcare in den Emerging Markets eignet sich – bei aktivem Management – besonders zur Diversifikation. Viele Emerging Markets sind sehr divers und weniger stark mit den großen globalen Aktienindices korreliert. So gibt es zum Beispiel in Lateinamerika immer noch Länder, in denen eine expansive Geldpolitik ein unternehmensfreundliches Umfeld schafft – ein Rückenwind, der mit den Zinserhöhungen in den USA und Europa in vielen entwickelten Ländern wegfällt.
Es ist davon auszugehen, dass rund um den Globus die Tendenz der Deglobalisierung immer weiter voranschreitet. Bei der Auswahl von Healthcare-Unternehmen in Emerging Markets ist dieser Trend nicht zu vernachlässigen. Local Heroes haben oft Vorteile gegenüber den Global Playern. Sie können sich z.B. in ihrem heimischen Umfeld besser entfalten und kennen die gesetzlichen, kulturellen und sozialen Strukturen. Da Healthcare häufig gesundheitspolitisch getrieben ist, haben die Local Heroes auch oft einen engeren Bezug zur inländischen Politik.
Aktien aus den Emerging Markets handeln seit der Jahrtausendwende zu einem Bewertungsabschlag gegenüber entwickelten Märkten. Aus nachvollziehbaren Gründen, schließlich muss der Investor für höhere Risiken resultierend aus z.B. politischer Instabilität, weniger Informationstransparenz oder weniger entwickelten Kapitalmärkten (Liquidität) kompensiert werden. Betrachtet man jedoch den Fortschritt und die Entwicklung, erscheint der aktuelle Abschlag von 30 % auf KGV-Basis deutlich übertrieben und spiegelt die Chancen nicht adäquat wider. Auch der historisch starke US-Dollar sollte sich im Falle einer Gegenbewegung und Abschwächung positiv auswirken. Healthcare in den Emerging Markets ist ein struktureller Megatrend mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten, angeschoben durch die Demografie und die Wohlstandsentwicklung. Innovation und Effizienz bilden die Katalysatoren. Das Aufholpotential ist enorm, betrachtet man z.B. die Ausgaben im Gesundheitsmarkt in Prozent des BIP. Geben die USA knapp 17 % für Gesundheit aus, sind es in den Emerging Markets oft weniger als 5 %. Lässt man den Gedankengang zu, dass auch andere Länder medizinische Entwicklung, neue Produkte und eigenständige Lösungen hervorbringen, dann führt kein Weg am Thema Healthcare in den Emerging Markets vorbei.