Männer leben gefährlich: Ihr Risiko, an Lungenkrebs und Herzkrankheiten zu erkranken, ist doppelt so hoch wie bei Frauen. Auch bei anderen Krankheiten sind sie zum Teil besonders gefährdet, sagen Daten der WHO. Ähnliches gilt für ihre psychische Gesundheit: Fast drei Viertel aller Suizide werden von Männern begangen. Vor allem homo- und bisexuelle Männer sind überdurchschnittlich oft von Depressionen betroffen. Für Gesundheitsunternehmen sind Männer eine wachsende Zielgruppe.
Ein Teil der männlichen Gesundheitskrise liegt daran, dass Männer seltener zum Arzt gehen. Telemedizin-Anbieter wie Teladoc senken diese Schwelle. Dazu gehört auch der Bereich der Telepsychiatrie, der bis 2028 laut Schätzungen um etwa 20 Prozent pro Jahr wachsen soll. Unternehmen wie TalkSpace haben sich zum Beispiel auf Online-Psychotherapien spezialisiert.
Die Bandbreite der Unternehmen in der Männermedizin ist groß. Eli Lilly hilft mit Potenzmitteln, Merck mit Therapien gegen männliche Unfruchtbarkeit. Zimmer Biomet sorgt mit Knie- oder Hüftprothesen dafür, dass Männer in Bewegung bleiben. Abbott Laboratories sind mit Herzschrittmachern die Retter für manch ältere Herzpatienten. Und Boston Scientific bietet von Stents bis zu Kathetern vieles, was kranke Männerkörper brauchen.
Viele Apps und Wearables, etwa von Apple oder Samsung, können dem Männer-Lifestyle auch präventiv auf die Sprünge helfen. Bei möglichen Herzproblemen verfolgt das Unternehmen iRhythm einen alternativen Ansatz: Es bietet ein Pflaster an, das Herzrhythmusstörungen digital aufzeichnet und bei Bedarf Alarm schlägt.
Eine Reihe von Unternehmen investiert stark in den Kampf gegen männertypische Krebsarten. Roche aus der Schweiz bietet Tests zur Früherkennung von Hodenkrebs an, Johnson & Johnson aus den USA entwickelt Medikamente gegen Prostatakrebs und Elekta aus Schweden liefert die Technologie zur Bestrahlung von Prostatakrebs. Vor allem kleine, innovative Pioniere bringen hier die Forschung voran. Ein Beispiel ist das radiopharmazeutische Biotech-Unternehmen Point Biopharma, das unter anderem im Bereich Prostatakrebs agiert. Der Pharmariese Eli Lilly kündigte im Oktober an, das Unternehmen übernehmen zu wollen. Das verschaffte dem Aktienkurs von Point Biopharma ein starkes Plus.
Die Gene können Männern besonders zusetzen, Defekte können sie weniger gut ausgleichen. Denn die meisten Gene liegen auf dem X-Chromosom – und davon haben Männer nur eines. Verschiedene Biotech-Unternehmen haben spezielle Gentests entwickelt, um genetisch bedingte Risiken für Männerkrankheiten frühzeitig zu erkennen. Beispiele dafür sind Invitae und 23andMe, an dem die Google-Mutter Alphabet beteiligt ist. Auch die Biotech-Unternehmen Amgen und Thermo Fisher Scientific sind in diesem wachsenden Bereich aktiv.
Mit der steigenden Lebenserwartung wächst fast zwangsläufig der Markt für Männergesundheit und damit auch seine wirtschaftliche Bedeutung. Während die Medizin die Unterschiede der Geschlechter beachten muss, gilt es für Investments, die Unterschiede der Unternehmen rund um die Männergesundheit genau zu prüfen. Auf dieser Basis bietet das Thema auch für die Geldanlage viele Möglichkeiten.