Besonders stark wächst seit einigen Jahren das Interesse an Anwendungen aus dem Bereich Telemedizin. Diese ermöglichen die digitale Kommunikation von Arzt und Patient. Mehrere Studien belegen, dass etwa zwei Drittel aller Erstkonsultationen ohne physische Anwesenheit eines Arztes möglich wären. Das trifft vor allem bei allgemeinmedizinischen Fragen und psychischen Krankheiten zu. Hier lassen sich mittels Fernbehandlung Kosten und Zeit sparen. Entscheidend für die Akzeptanz und den Erfolg von Telemedizin-Produkten ist es, wie gut die Algorithmen Ärzte, Patienten, Abrechnungsdienstleister und Versicherungen zusammenführen. Dieses Thema ist so komplex, dass sich selbst das größte börsengelistete Unternehmen in diesem Segment, Teladoc aus den USA, primär auf den lokalen Markt fokussiert. Insbesondere in den entwickelten Märkten existiert jedoch ein so großes Potenzial, dass es nicht unbedingt auf Internationalisierung ankommt.

Die Digitalisierung der Daten und Prozesse in den Kliniken, Praxen, Laboren und Gesundheitsämtern wird auch die Diagnostik und Behandlung sehr viel effizienter und präziser machen. Für das Gesundheitsmanagement liegt darin die große Chance, unnötige Behandlungen zu vermeiden. Gleichzeitig können Patientendaten zuverlässig und umfassend dokumentiert werden. Die Zunahme an medizinischen Daten stellt neue Anforderungen an deren zielgerichtete Verarbeitung. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann diese künftig ebenfalls stark verbessert und beschleunigt werden.

Der Bereich Digital Health bietet zahlreiche und unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten. An der Entwicklung neuer Produkte sind entsprechend Unternehmen weltweit beteiligt. Diese Entwicklung können Investoren durch den Einsatz von Kapital unterstützen und an ihr partizipieren. Generell haben die Unternehmen die besten Chancen, die auf ihrem Gebiet Vorreiter bei der Produktentwicklung und zugleich Qualitätsführer sind. Dazu gehören Technologie-Giganten wie Alphabet, Alibaba, Amazon, Apple, Microsoft oder Samsung. Hinzu kommen kleinere Spezialisten und Pioniere.

Kleine, sehr spezialisierte Unternehmen können sich als Perlen für Anleger erweisen. Denn sowohl in der Gesundheitswirtschaft als auch im Technologiesektor leisten vor allem kleine und mittlere Unternehmen einen ganz erheblichen Beitrag zu den Innovationen. Sie werden damit zu begehrten Übernahmekandidaten größerer, etablierter Unternehmen mit großen Produktionsmöglichkeiten und globaler Marktpräsenz. Es erweist sich als einer der Vorteile von Digital-Health-Modellen, dass viele einen Business-to-Business-Ansatz verfolgen. Das heißt, sie bieten Dienstleistungen für Unternehmen und Institutionen an, die zu großen Teilen wiederkehrende Umsätze generieren. Das kann helfen, Risiken zu begrenzen.

Besonders zukunftsweisende Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich Telemedizin kommen beispielhaft von Teladoc aus den USA. Es handelt sich dabei um den weltweit größten und in rund 130 Ländern vertretenen Anbieter von Telemedizin. Von chinesischer Seite ist Ping An Healthcare and Technology zu nennen, ein Anbieter einer Plattform für Telemedizin, Gesundheitsakten, Terminverwaltung und Medikationsmanagement. Beispiele aus Deutschland sind neben der CompuGroup Medical auch die Münchener Teleclinic, die sich als Anbieter von telemedizinischen Behandlungsangeboten eine sehr gute Ausgangssituation geschaffen haben, um vom Wachstum in der Telemedizinbranche zu profitieren. Ein anderes Beispiel ist das US-amerikanische Unternehmen Vocera. Es entwickelt kabellose, stimmengesteuerte Kommunikationslösungen für Krankenhäuser und Praxen und ermöglicht damit eine ansteckungsarme Kommunikation.

Die Entwicklung des Gesundheitssektors verläuft sehr dynamisch. Daher erfordert die Auswahl der besten Investments ein hohes Maß an Expertise sowohl im Technologiebereich als auch im Gesundheitssektor. Der Gesundheitsmarkt ist zudem sehr komplex:  Die Zulassung von Produkten kann mitunter Jahre dauern und viele Hürden beinhalten. Der Gesundheitsmarkt gehört zu den am stärksten regulierten Bereichen der Wirtschaft. Dies hat zur Folge, dass es nur sehr wenige Asset Manager gibt, die sich vor allem auf den Megatrend Gesundheit fokussieren.

Es ist zu erwarten, dass sich der Gesundheitssektor auch in absehbarer Zukunft dynamisch entwickeln wird. Sicher ist: Die Symbiose aus Gesundheit und Technologie ist noch nicht abgeschlossen. Sie wird vielmehr dazu führen, dass der Subsektor, der sich bislang vor allem der Diagnostik und Heilung gewidmet hat, zunehmend die Prävention von Erkrankungen in den Vordergrund rückt.